Fulda (cif). Mitten in den Koalitionsverhandlungen von CDU und SPD ist erneut eine Diskussion über die mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht entstanden. In der derzeitigen europäischen und weltpolitischen Lage ist es unerlässlich, die Voraussetzungen für unsere äußere, innere und soziale Sicherheit zu setzen. Da kommt die Frage auf, wie es gelingen kann, mehr junge Menschen für einen Dienst für die Gesellschaft zu gewinnen.
Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, wandte sich in dieser Sache kürzlich sowohl an die Öffentlichkeit als auch in einem Brief direkt an Bundestagsabgeordnete. "Die Hoffnung, dass mehr junge Menschen für einen Dienst in der Bundeswehr gewonnen werden, indem das bewährte System der Freiwilligendienste in einen Pflichtdienst überführt wird, teilen wir in dieser Form nicht: Ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr sehen wir allein aufgrund der dafür notwendigen Grundgesetzänderung als schwierig an.", betonte Welskop-Deffaa. Stattdessen spricht sich die Caritas für das Modell "Recht auf Gesellschaftsdienste mit verbindlicher Beratung" aus, welches das Ziel hat, die Zahl der Wehrdienstleistenden gemeinsam mit der Zahl der jungen Menschen zu steigern, die sich für den Zivil- und Katastrophenschutz und in den Freiwilligendiensten engagieren. Der Vorteil ist: Dieser Vorschlag könnte unverzüglich ohne Grundgesetzänderung umgesetzt werden und würde der Gleichbehandlung von Männern und Frauen Rechnung tragen.
Der Fuldaer Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch bestätigt: "Wir unterstützen die Idee des Deutschen Caritasverbandes für das Modell ‘Recht auf Gesellschaftsdienste mit verbindlicher Beratung‚." Es müsse für alle jungen Menschen ein verbindliches Beratungsangebot geschaffen werden. Die anbietenden Institutionen wie Bundeswehr, Träger der Freiwilligendienste oder auch Träger des Zivil- und Katastrophenschutzes könnten nach Juchs Ansicht über mögliche Einsatzformen informieren. "Die jungen Menschen hätten damit eine gute Informationsgrundlage, um sich zu entscheiden, ob und wo sie sich ein Jahr lang für den Zusammenhalt der Gesellschaft und für die zukünftige gemeinsame Gestaltung engagieren möchte.", erläutert Juch.
Experten gehen davon aus, dass das vorgeschlagene Modell der Caritas die Zahlen derer rasch verdoppeln könnte, die sich für einen solchen Gesellschaftsdienst entscheiden. Umso wichtiger, dass die Entscheider jetzt überlegt handeln, um die Weichen für einen erfolgreichen Freiwilligendienst mit hoher Akzeptanz zu etablieren.
Caritasverband spricht sich für Etablierung eines Freiwilligendienstes aus, bei dem junge Menschen zuvor verbindlich beraten werden.Shutterstock/ VH-Studio