Witzenhausen (cif).Wie können Kinder in Kindertagesstätten echte Teilhabe erfahren, so wie es nach der UN-Kinderrechtskonvention vorgesehen ist? Wie können auch in Hinblick auf die Partizipation alle Ansprüche und gesetzlichen Vorgaben des hessischen Kinderförderungsgesetzes umgesetzt werden? Der gute Wille ist meist da, doch erweist sich die Realisierung echter Beteiligung von Kindern oft als schwierig, da die Erzieherinnen und Erzieher im Alltag die an sie gerichteten Erwartungen aufgrund der Rahmenbedingungen nur schwer erfüllen können.
Die Organisatorinnen und das Dozenten-Team der Veranstaltung: (v. li.) Deborah Ratzel, Elisabeth Goebel-Krayer (beide Caritas-Fachreferat Kindertagesstätten), Nicole Himmelbach (Wiesbaden), Prof. Clauda Dreke (Magdeburg), Prof. Dr. Heidrun Schulze (Wiesbaden), sowie Elvira Diel, Caritas-Referatsleiterin Fachreferat Tageseinrichtungen für Kinder (Fulda). C. Scharf/Caritas FD
Dies wurde bei einem Fachforum deutlich, welches kürzlich das für die Begleitung katholischer Kindertagesstätten zuständige Caritas-Fachreferat durch sein Kasseler Team mit Elisabeth Goebel-Krayer und Deborah Ratzel für die nordhessischen Einrichtungen an der Berufsschule Witzenhausen ausgerichtet hatte, und an dem die kompletten Teams aus dem ökumenischen Kinderhaus Witzenhausen sowie den KiTas St. Elisabeth Eschwege, St. Bonifaius Bad Sooden-Allendorf und St. Maria Sontra teilnahmen. Es sei nämlich in dieser Frage, so Prof. Dr. Heidi Schulze von der Wiesbadener RheinMain-Hochschule in ihrem Auftaktvortrag, ein Perspektivwechsel nötig hin zur Partizipationsfähigkeit der pädagogischen Fachkräfte: Überlieferte gesellschaftliche Kindheitsbilder von den Erwachsenen untergeordneten und von diesen zu lenkenden Kindern, die nicht als vollwertiges Subjekt und eigenständiger Rechtsträger zu betrachten seien, ließen sich nicht so einfach aus dem Unterbewusstsein herauslösen. So ging es der Referentin vor allem darum, den Erzieherinnen und Erziehern zu verdeutlichen, dass sie für sich selbst diese Hindernisse der Partizipation definieren und sich des notwendigen Umdenkens in dieser Frage für die Zukunft bewusst sollten.
Konkret wurde es im Vortrag von Prof. Claudia Dreke von der Hochschule Magdeburg-Stendal, die fragte, wie Erzieherinnen und Erzieher eigentlich beobachten und ihre Erkenntnisse über Kinder gewinnen. Sie unterstrich, wie einflussreich die Momente des Beobachtens und die Rahmenbedingungen der Beobachtung in eine KiTa für das Ergebnis seien. Auch Referentin Dreke plädierte dafür, sich der eigenen (Vor-)urteile und der Macht aus der Position einer Person heraus, die Kinder erzieht, immer bewusst zu sein. Im dritten Vortrag ging es um die Kinderrechte und den Kinderschutz im Rahmen der sozialen Arbeit in der KiTa: Nicole Himmelbach, ebenfalls von der Hochschule RheinMain Wiesbaden, thematisierte dabei auch Partizipation von Kindern als Gewaltprävention im Zusammenhang mit Kinderschutz und Kindeswohlgefährdung.
Nach einer Phase der Reflexion, bei der die beim Fachforum Anwesenden in ihren Teams den Stand der Umsetzung von Partizipation in den eigenen Einrichtungen diskutierten, ermöglichte die Teilnahme an zwei Workshops noch eine Vertiefung des Austausches zur Thematik: Gibt es, so fragte man sich im Workshop 1, "blinde Flecken" bezüglich Kindeswohl und Kinderschutz, und welche Bereiche in einer KiTa stellten möglicherweise eine Gefährdung der Kinder dar? Der Workshop 2 wiederum beschäftigte sich mit Fotografieren in KiTas unter dem Blickwinkel, wie man Kinder dabei mitgestaltend einbeziehen kann.