Fulda (cif). Seit 2010, so Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch in seiner Begrüßungsansprache zur Verleihung des Elisabeth-Preises 2024, ist es gute Tradition, dass der Caritasverband für die Diözese Fulda herausragende Ehrenamtsprojekte aus dem Gebiet des Bistums Fulda durch einen Preis sichtbar macht. Der diesjährige 15. Elisabeth-Preis- so entschied die unabhängige Jury mit Vertretern, aus Kirche und Caritas, Politik, Wirtschaft und Medien - ging an zwei Projekte aus Kassel, die sich für ein friedliches, tolerantes und zugewandtes Miteinander der Menschen in Kassel einsetzen. Das Motto des Wettbewerbs war entsprechend das aktuelle Caritas-Kampagnenthema "Frieden beginnt bei mir".
Die Feier begann mit einem Wortgottesdienst in der St.-Andreas-Kirche in Fulda-Neuenberg, die der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber zelebrierte. In seiner Predigt thematisierte der Bischof den Wert des Friedens für die Menschen; entsprechend waren auch die Fürbitten ausgerichtet, die Mitarbeitende der Caritas vortrugen, und an alle Gottesdienstbesucher wurden von Menschen aus der Caritas-Eingliederungshilfe gebastelte Friedenstauben verteilt. Musikalisch wurde der Gottesdienst wie auch der folgende Festakt begleitet durch den CaritasChor 65+ unter Leitung von Sr. Hildegard Wolters.
Der Festakt fand anschließend im benachbarten Bonifatiushaus statt. Die Laudatoren Caritasdirektor Juch und Caritas-Vorstandsmitglied Ansgar Erb riefen die Preisträger auf und skizzierten die zum Wettbewerb eingereichten Projekte. Die Urkunden überreichten Bischof Gerber und der Caritas-Aufsichtsratsvorsitzende, Generalvikar Christof Steinert.
Als Ersten Preisträger - verbunden mit einem anteiligen Preisgeld von 2.000 Euro - wurde demnach das Projekt "Wächterdienst - Zusammenstehen gegen Antisemitismus in Kassel" der Engagement-Initiative Wächterdienst ausgezeichnet.
Der Wächterdienst wurde nach dem 7. Oktober 2023 ins Leben gerufen. Nach dem Angriff der Hamas auf Israel erlebten in Kassel wie anderswo auch die Jüdinnen und Juden stärker werdenden Antisemitismus und sorgten sich, zum Gottesdienst in die Synagoge zu gehen. Spontan entstand eine Initiative nicht-jüdischer Menschen, die vor der Synagoge jeweils freitags am Abend symbolisch Wache stand, um einen ungestörten Sabbat-Gottesdienst zu ermöglichen. Damit sollte und soll einerseits Solidarität gezeigt werden, gleichzeitig aber auch Gesprächsbereitschaft signalisiert werden, wenn Menschen Redebedarf haben - zum Beispiel über den Nahostkonflikt oder die Lage der Menschen im Gaza - und dafür zum friedlichen Meinungsaustausch bereit sind. Es gehe dabei - so betonten die Initiatoren des Wächterdienstes ausdrücklich - nicht darum, im Nahostkonflikt irgendeine Partei zu ergreifen. Es gehe einzig und allein darum, das "Nie wieder" ernst zu nehmen und zu verhindern, dass jüdisches Leben in Deutschland nochmals in irgendeiner Form bedroht wird, dass jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger auf Grund ihrer Religion bedrängt oder in ihrer Religionsausübung behindert werden. Und diese Motivation trage mittlerweile eine breite Schicht Kasseler Bürger und auch Menschen von außerhalb Woche für Woche mit.
Der Zweite Preis und 1.000 Euro Preisgeld wurde von der Jury an das Projekt "Café MIR" - ebenfalls in Kassel beheimatet - vergeben. Die dortige evangelische Immanuelkirche im Osten der Stadt, so die Laudatoren Juch und Erb in ihrer Ansprache, beherberge eine Gemeinde von Menschen mit verschiedenem kulturellen und sprachlichen Hintergrund.
Das "Café MIR" - MIR steht für Frieden, im Russischen wie im Ukrainischen - sei bei der Gemeinde ins Leben gerufen worden, als klar war, dass mehrere Tausend ukrainische Flüchtlinge nach Kassel kommen würden. Café MIR sei ein offenes Hilfsangebot: Derzeit sei es zwei Mal pro Woche geöffnet und werde dann jeweils von 60 bis 90 Menschen besucht. So hätten die Geflüchteten eine Anlaufstelle, wo sie Fragen stellen und Hilfe erfahren können. Gleichzeitig gäbe es vielerlei Hilfe, zum Beispiel in Form von Hausrat und Kleidung für die Erstausstattung der Flüchtlinge, oder durch Unterstützung der Menschen bei der Wohnungssuche. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirchengemeinde begleiteten die Flüchtlinge bei Arztbesuchen und böten durch Sprache und Kultur ein Stück Sicherheit und Heimat. Seine integrative Wirkung, so Juch und Erb abschließend, zeige das Café MIR auch daran, dass ehemalige Flüchtlinge inzwischen dort selbst als Freiwillige mit engagiert sind.
Auch die Café-MIR-Initiatoren um Pfarrer Löber zeigten sich - wie schon die Empfänger des Ersten Preises - sehr erfreut über die Auszeichnung. Pfarrer Löber zeigte zur Verdeutlichung der Wichtigkeit des "Café MIR" für die Verständigung und die Integration der Flüchtlinge ein kurzes Video, in denen Betroffene und Helfer zu Wort kamen.
Die Preisvergabe ging mit einem Zusammensein der Preisträger, der Laudatoren und aller Teilnehmenden an der Feier bei Getränken und Imbiss zu Ende.