Klar wurde bei allem aber, dass die Caritas Gulu in vieler Weise den Menschen Hilfe darbieten, und dass diese Hilfe auch angenommen wird. Wir starteten am Morgen mit dem Bus nach Osten in den Distrikt Pader. Dort arbeitet die Caritas an den Strukturen in der Gesellschaft und vor allem in den Familien. Wichtiges Ziel ist es dabei, Gewalt gegen Frauen zu verhindern und gegebenenfalls aufzuklären und aufzuarbeiten. Auch die Kinderrechte stehen im Fokus.
Dazu sprachen wir mit dem Oberrichter von Pader, Stannilous Okello Ongwee, der uns übrigens mit einer deutschen Begrüßung überraschte (hatte dort einen Studienaufenthalt) und uns über seine Strategie berichtete, wie die Judikative auf Phänomene wie Gewalt und Jugendkriminalität einwirken kann. Für die Caritas Gulu war es ein großer Erfolg, als der Richter vor vier Jahren im Bezirk Pader eingesetzt wurde, denn nun können Hilfen für Betroffene von Gewalt tatsächlich besser zum Erfolg führen, wenn die Fälle auch in der Region verhandelt werden. Umgekehrt arbeitet der Richter auch mit NGOs wie der Caritas zusammen, die in einem Komitee einbezogen werden, um z.B. jenseits einer Bestrafung Zukunftsperspektiven für kriminell gewordene junge Menschen zu prüfen.
Die nächste Station war emotional schwierig: Im Dorf Atanga traf die Gruppe auf eine Gemeinschaft von Familien, in denen die weitgehend unerforschte "Nick-Krankheit" auftritt, die es nur in Norduganda, Südsudan und einem kleinen Zipfel von Tansania gibt. Die Kinder zeigen ein komisches Nick-Phänomen, schlafen nicht, sind rastlos, werden merkwürdig von Wasser angezogen, sind aggressiv und kaum kontrollierbar. Die Caritas begleitet die Familien, macht Lobbyarbeit, um Unterstützung zu organisieren, und sie versucht Selbsthilfestrukturen aufzubauen.
Familien erzählen über das Nick-PhänomenScharf/ Caritas FD
Für die letzte Etappe dieses Tages schließlich teilte sich die deutsche Gruppe. Eine Hälfte sprach mit "Role Model-Men", die bewusst beispielhaft friedlich leben, ihre Frau und die Kinder vorbildlich im Sinne eines gewaltfreien Lebens behandeln, und den anderen Männern und Familien Unterstützung anbieten, um ihr Leben auch so auszurichten.
Die Role-MännerScharf/ Caritas FD
Die anderen Delegationsmitglieder besuchten Schulkinder, die ihnen ihr Wissen über Kinderrechte unter Beweis stellten. Dies ist auch ein Resultat der Arbeit von Caritas Gulu an dem Wandel der Gesellschaft in Norduganda, die immer noch zu sehr von den durch Gewalt und Macht des Stärkeren bestimmten Strukturen aus dem Bürgerkrieg mitbestimmt wird.
Das die Kinder an den Gästen ihren Spaß hatten, kann man an dem entsprechenden Foto sehen...
Die SchulkinderScharf/ Caritas FD