Fulda, Iwano-Frankiwsk (cif). Von den positiven Eindrücken aus den Projekten und von den vielen persönlichen Begegnungen und fruchtbaren Gesprächen "inhaltlich wie menschlich enorm bereichert" kehrte eine vierköpfige Fuldaer Caritas-Delegation aus dem westukrainischen Iwano-Frankiwsk zurück.Zu der Delegation gehörten der Gesamtleiter Berufswege und Werkstätten Bernd Wystrach, Holger Schwan und Daniel Druschel von der Caritas-Behindertenhilfe sowie Pressereferent Dr. Christian Scharf. Seit acht Jahren besteht inzwischen die osthessisch-westukrainische Kooperation in Sachen Behindertenhilfe. In einem gemeinsamen Projekt geht es um den Ausbau von auf Menschen mit Behinderung zugeschnittene Arbeitsangebote und die grundsätzliche gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung - hier musste und konnte die Caritas des osteuropäischen Landes viel Pionierarbeit leisten. In einem zweiten Projekt, das weitgehend durch Mittel der Aktion Mensch finanziert wird, steht der Auf- und Ausbau von Selbsthilfestrukturen für die Menschen mit Handicap, ihre Familien und Angehörigen im Mittelpunkt. Auch dieses Projekt zielt natürlich auf einen Denkwandel zu mehr Teilhabe und Inklusion in der ukrainischen Gesellschaft ab. Eines ist bei den Gesprächen vor Ort sehr deutlich geworden: Die betroffenen Familien sind sehr dankbar für die Gemeinschaft und den Erfahrungsaustausch, die sie jetzt erfahren, nachdem sie zuvor oft völlig isoliert gelebt haben. Hilfreich ist auch die Beratung der Caritas vor Ort. Vereinbart wurde von den deutsch-ukrainischen Projektpartnern in diesem Zusammenhang, dass zwei Mitglieder des Elternbeirates am nächsten Besuch der Caritas Iwano-Frankiwsk in Fulda werden teilnehmen können.
Die Fuldaer Caritas-Vertreter, die sich auf die 1.500 Kilometer lange Strecke zu ihren Partnern nach Osten gemacht hatten, wurden gleich am ersten Abend in Iwano-Frankiwsk vom Ortsbischof der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine, Volodymyr Vijtyshyn, herzlich empfangen, Mit dabei war auch eine Caritas-Delegation vom Landesverband Mecklenburg, die ebenfalls Hilfsprojekte in der Westukraine unterhält. Gemeinsam mit Caritasdirektor Wolodymyr Chornij konnten die Fuldaer dann am Folgetag der feierlichen Einweihung von neuen Räumen für eine Behindertenhilfe-Selbsthilfegruppe im Ort Roshniativ unmittelbar am Rande der Karpaten beiwohnen: Mit der neuen Einrichtung verfügen die Familien der jungen Menschen mit Handicap vor Ort nun über einen eigenen geeigneten Raum für Treffen, Austausch und gemeinsame Aktivitäten.
Zwei junge Deutsche als Freiwillige bei der CaritasEinen Tag ihres Aufenthaltes nutzte die Fuldaer Caritas-Delegation für eine Fahrt südwärts nach Tysmenicja und Kolomyja: Dort sind die beiden, vom Bistum Fulda entsandten Weltwärts-Freiwilligen Paula Oswald und Sophie Lotz bei der lokalen Caritas tätig.
Beide jungen Frauen stellten den Fuldaer Gästen ihre eigenen Projekte vor. So lernte die Delegation aus Hessen die Aktivitäten der Selbsthilfegruppe in Tysmenicja kennen, die für die Kinder und Jugendlichen mit Handicap Betreuung und Freizeitaktivitäten organisiert und zusammen mit den Pfarrern des Ortes die Interessen der Menschen mit Behinderung auch in die Öffentlichkeit hinein vertritt. Noch trifft sich die Gruppe wöchentlich in der Sakristei der örtlichen Kirche. Zukünftig soll die Gruppe jedoch mehr Platz zur Verfügung haben, weshalb auf dem kirchlichen Grundstück zurzeit Räume extra hergerichtet werden. Auch das große Außengelände rund um die Kirche mit einer Rasenfläche darf für Aktivitäten wie Sportangebote und Spiel genutzt werden.
Die Freiwillige Paula Oswald unterstützt die Gruppe in Tysmenicja in ihrem Engagement. Außerdem arbeitet sie in Iwano-Frankiwsk bei der Betreuung von Kindern mit, die aus Flüchtlingsfamilien oder Familien stammen, in denen ganz unterschiedliche Problemlagen bestehen. In Kolomyja, dem Bischofssitz in der südlichen Nachbardiözese, arbeitet die Freiwillige Sophie Lotz in verschiedenen Projekten mit - unter anderem in einer Armenküche sowie in einem Projekt zur Unterstützung von Mädchen aus sozial schwachen Familien. Außerdem trainiert Sophie, selber Fußballspielerin, eine Fußballmannschaft aus Straßenkindern, die sogar an einem Turnier in Kiew teilnehmen soll. Im Juli werden die beiden jungen Frauen ihren Einsatz beenden und nach Deutschland zurückkehren. In Bezug auf den Freiwilligendienst sind sich alle Beteiligten bereits einig: Die Aussendung ist ein großer Erfolg; sowohl das Bistum Fulda, die Caritas in der Ukraine als auch die jungen Menschen profitieren von solchen Erfahrungen, die Begegnung und Austausch auf ganz besonderer Ebene ermöglichen. 2018 plant das Bistum Fulda daher erneut Freiwillige zur Caritas in die Westukraine zu entsenden.
In einer abschließenden Gesprächsrunde bewerteten die ukrainischen und deutschen Caritas-Vertreter den Stand der Projektentwicklung und legten die weitere Vorgehensweise fest: So hofft man das Projekt dahingehend weiter entwickeln zu können, dass langfristig auch Formen eines begleiteten Wohnens für Menschen mit handicap möglich sein werden, um ihnen noch mehr individuelle Entfaltungsmöglichkeit zu geben. Im Bereich der Teilhabe an Arbeit zielt die Kooperation nun darauf ab, Arbeitsfelder zu erschließen, in denen die Caritas in eigener Regie Arbeitsplätze auf professionellem Niveau einrichten kann. Ein Beispiel dafür ist eine Kerzengießerei, mit der vier Menschen mit Behinderung Beschäftigung haben, und deren Produkte innerhalb der Kirchengemeinden Abnahme finden.